Eine neue repräsentative Befragung der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und
der Deutsche Bahn Stiftung über Ansichten und Einstellungen der Bevölkerung zur Depression hat ergeben, dass:
- über 90% der Deutschen glauben, eine Depression wird von belastenden Lebensereignissen (z.B. Schicksalsschläge
und Stress) verursacht.
- eine Depression oft als Hauptursache bzw. nachvollziehbare Reaktion auf widrige Lebensumstände verstanden
wird.
- sich noch immer Vorurteile halten, dass die Depression Zeichen von Charakterschwäche oder Folge falscher
Lebensführung sei.
- fast jeder Fünfte denkt, dass eine Depression abklingt, wenn man sich nur zusammenreißt und Schokolade
isst.
- fast 80% der Bevölkerung einen Urlaub als geeignetes Mittel gegen Depression ansehen.
- 78% der Bevölkerung der Meinung sind, dass Antidepressiva abhängig/süchtig machen und/oder den Charakter
verändern.
Weitere Irrtümer/ Fehleinschätzungen in unserer Gesellschaft sind z.B.:
- Eine Depression ist keine richtige Krankheit.
- Angststörungen haben doch nichts mit Depressionen zu tun.
- Wen eine Depression erst einmal erwischt hat, der kommt nie wieder aus der Spirale heraus und ist fortan immer depressiv.
- Angst, Panik und Depressionen trifft nur schwache Menschen.
- Angst muss immer einen konkreten Grund haben.
- Angst ist immer etwas Negatives - es gibt immer einen konkreten Hintergrund.
- Alles was Angst auslöst, sollte vermieden werden. Alles spielt sich nur in der
Seele ab. Angst ist also ein rein seelisches Phänomen.
- Diese Erkrankungen kann man einem ansehen.
- Niemand hat so etwas wie ich und deshalb kann mir auch keiner helfen.
Fakt ist aber:
- Eine Depressionserkrankung entwickelt sich mit Sicherheit nicht aufgrund von fehlender Selbstkontrolle und ist auch nicht die Folge
persönlicher Charakterschwäche und des Unvermögens, mit etwas fertig zu werden. Sie ist eine eigenständige, ja sogar schwere Erkrankung, die die Lebensqualität und körperliche Leistungsfähigkeit der
Betroffenen erheblich und dauerhaft einschränkt, ja bis zum Tode führen kann und daher dringend behandelt werden muss.
- Eine Depression kann auch weitgehend unabhängig von äußeren Faktoren auftreten. Sie trifft dabei keineswegs nur jene Menschen, die
psychisch labil sind oder die sich gehen lassen, sondern auch jene Menschen, denen es „gut geht“ weil sie beruflich erfolgreich sind und in einer glücklichen Partnerschaft leben.
- Bei der Depressionsentstehung spielen neben sozialpsychologischen Faktoren auch biologische bzw. biochemische Faktoren (z. B.
Neurotransmitter, genetische Prädisposition) eine grundlegende Rolle.
- Oftmals sind es sogar depressive Menschen, die sich als Leistungsträger in der Gesellschaft für andere einzusetzen und dabei
gewissenhaft verantwortliche Aufgaben übernehmen.
- Häufig werden Angststörungen von depressiven Symptomen begleitet. Oft vermischen sich auch Ängste und Depressionen - die Übergänge
der Krankheiten sind dabei fließend und schwer abzugrenzen.
- Eine gesunde Angst ist in der Regel ein natürlicher und lebenswichtiger Schutzmechanismus des Menschen - seit jeher mahnt uns
dieses Gefühl zur Vorsicht, warnt vor gefährlichen Situationen und verleitet uns im Notfall auch zur Flucht.
- Krankhafte Ängste und Phobien beziehen sich meist auf die eigenen Vorstellungen des Betroffenen und sind für andere Menschen dabei
oft unrealistisch und kaum nach-vollziehbar. Sie können z.B. durch ein reales, traumatisches Erlebnis in der Vergangenheit ausgelöst werden. Oft leiden auch engagierte, leistungsorientierte und
aktive Menschen unter Ängsten und Phobien, weil sie mit den eigenen und/oder vermeintlichen Erwartungen der Anderen nicht zurecht kommen.
- Angst- oder Panikattacken können sich oftmals auch durch körperliche Symptome wie Herzrasen, hoher Puls, Atemnot, Schweißausbrüche
usw. äußern. Die Ursache dafür liegt meist in der Psyche liegt – daher muss sie auch dort mit entsprechenden Psychotherapien behandelt werden.
- Therapeuten und Ärzte können den Erkrankten heute mit gezielten Behandlungen wie Psychotherapie und Medikamente beim Umgang
mit einer Depression sowie Angst- und Panikstörungen sehr erfolgreich helfen. Angstpatienten können so z.B. ihre Ängste überwinden, indem sie sich ihren Ängsten unter therapeutischer Aufsicht bewusst
aussetzen und dabei lernen: „Mir kann eigentlich gar nichts passieren“.
- Antidepressiva machen nicht süchtig, sondern wirken gezielt gegen die in der Depression gestörten Funktionsabläufe im Gehirn - es
ist die Krankheit selber, die zu schweren Veränderungen im Erleben und Verhalten der Betroffenen führt.
- Auch der Austausch mit Freunden und Betroffenen hilft einem bei der Bewältigung der Erkrankungen, denn die Empathie von Freunden
und Familienmitgliedern ist für den Heilungsprozess erwiesenermaßen förderlich und teilweise sogar über lebenswichtig.